Vor 170 Jahren, während der französischen Revolution, wurde Prinzessin de Lamballe auf brutalste Weise ermordet. Ihr abgetrennter Kopf wurde auf einen Spieß getsteckt und als Symbol für den Hass der französischen Bevölkerung den Monarchen gegenüber stolz präsentiert. Der Träger des Spießes, war bessesen davon das er den Kopf tragen durfte und gründete eine Gemeinschaft, oder Sekte wie man es auch nennen mag, die alle fünf Jahre das Ritual des Kopfspießes wiederholte. Jedesmal wurde das älteste Kind unter 18 Jahren geopfert, und dieses mal war es ich.
2. September,1962
Ich stand vor dem Eingang unseres Versammlungszeltes. Der Meister wollte mit mir sprechen. Normalerwiese sprach er mit niemandem allein und schon garnicht mit einer Frau. Die Raben flogen über den dichten Nadelwald als ich die Vorhänge zur Seite schob. Ein paar Meter vor mir saß eine furchteinflößende Gestalt, der Meister. Eine Totenkopf ähnliche Maske verbarg sein Gesicht, schwarze, rau aussehende Stoffstücke bedeckten seinen Körper. Hinter ihm thronte im ein langer Stiel mit einem Schädel an der Spitze. „Setz dich, Kind “, sprach eine tiefe, rasselnde Stimme zu mir. Ich ließ mich auf einem polsterähnlichen Stoffstück, das vor ihm platziert war, nieder. Nach einem Moment Stille sprach der Meister „Hast du dich jemals gefragt was alle fünf Jahre am 3. September passiert? “. Neugierde loderte in mir auf. Mein ganzes Leben lang wurde ich mit den anderen Kindern aus dem Dorf, alle fünf Jahre, ungefähr um diese Zeit, in ein Zelt abseits des Dorfes eingeschlossen. Wenn wir die Älteren fragten was in dieser Nacht passierte hörten wir meistens nur „ Kinder, dafür seit ihr noch zu jung “. Konnte ich es endlich herausfinden. Ich antwortete dem Meister nicht, jedoch schien es ihn nicht viel zu scheren, denn er sprach einfach weiter. „ Du wirst es dieses Jahr am eigenen Leibe erfahren. “flüsterte er in einem hinterlistigen Ton. Mein Herz begann schneller zu schlagen. „Was soll das bedeuten? “, fragte ich neugierig. „Du hast die Ehre das diesjährige Opfer zu sein. “Die Wachen die ich beim eintreten des Zeltes nicht entdeckt hatte näherten sich „Dein Kopf wird am Spieße stecken so wie alle anderen zuvor und dem Stamm als Schmuckstück dienen. “Ich fühlte wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich. Die Wachen hatten mich bereits an meinen Oberarmen gepackt als ich versuchte zu schreien. Doch kein Laut verließ meinen Körper. Sie legten mir die Hände auf den Mund und zerrten mich aus dem Zelt. Mein Körper hing lasch da als wäre ich jetzt schon tot. Plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz in meinem Oberschenkel, ein herumliegendes Taschenmesser hatte sich in mein Fleisch gebohrt. Ein greller Schrei entfuhr mir. Ich riss mich los um mit meinen Hände zur Stichwunde zu fahren, als der spitze Gegenstand gewaltvoll aus meinem Oberschenkel gerissen wurde. Ein noch lauterer Kriescher entfuhr mir. „Schrei nicht so herum, du elendes Weib! “blaffte mich der maskierte Wache, der mir soeben eine Klinge aus dem Bein entrissen hatte, an. Ich wurde weiter gezogen, doch mein Bewusstsein war durch die Schmerzen wieder vollkommen zurückgekehrt. Ich sah die fest verriegelte Holzhütte zu der sie mich hinschleppten und auf einmal fühlte ich etwas in meiner Hosentasche. Mein Klappmesser. Es war sicherlich kleiner als das das mir zuvor im Bein steckte, aber es war immernoch ein Messer. Diese Situation war perfekt. Wir waren weit vom Dorf entfernt und einer der Wachen hatte meine Hand losgelassen um die Schlösser aufzusperren, die die Tür verriegelten. Als der Wache, der mich festhielt, sich umdrehte, um mit dem anderen zu sprechen, fasste ich mein Messer und stach ihm von der Seite in die Brust. Er jaulte auf und fiel zu Boden. Der zweite Wache drehte sich hastig um und sprang auf mich. Seine Hände um meinen Hals würgten mich, ich bekam keine Luft mehr. Trotzdem schaffte ich es meine Hand mit dem Messer aus seinem Griff zu befreien und ihm in den Hals zu stechen. Blut spritze, er begann zu röcheln als sich der Druck seiner Hände löste. Mit einem letzten Huster rollte sein Körper von meinem ab. Der andere Wache lag schwer atment auf dem Boden. „Sollte ich nochmal zustechen? “überlegte sie. Doch als sie sah das er seine Hand bewegte zögerte sie nicht. Drei mal, tief in die Brust. Schweiß rann von ihrer Stirn. Sie blickte umher, alles bloß Nadelwald. Würde sie fliehen können? Sie drehte sich noch ein letztes mal zu den zwei toten Männern um, um sicherzugehen ob sie auch wirklich tot waren. Beide lagen regungslos da. Sie rannte los, mitten in den Dunklen Wald hinein. Hatte sie überhaupt eine Chance zu fliehen? Gab es eine Zukunft für sie in dieser Welt? Sie wusste es nicht. Nach ewigem Laufen suchte sie sich einen Schlafplatz. Sie hatte auf dem Weg Beeren und Wasser gefunden trotzdem hatte sie keinerlei Proviant oder Kleidung dabei. Zu ihrem Glück war es eine warme Spätsommernacht. Sie würde zwar frieren aber wenigstens nicht er-frieren.
Mitten in der Nacht weckte sie ein Geräusch auf. Sie blickte sich um. Von nicht all zu weiter Entfernung sah sie grelle Lichter flackern. Es waren Fackeln. Die Menschen aus dem Dorf, sie waren ihr auf der Spur. Entsetzt sprang sie auf, langte nach ihrem Klappmesser und lief los. So leise wie möglich bewegte sie sich vorwärts. Jedes mal wenn sie sich umdrehte waren die Lichter immernoch hinter ihr. Sie rannte und rannte doch plötzlich blieb sie stehen. Der Mondschein umhüllte sie und die Bäume. Sie war am Ende des Waldes angekommen, doch dort war kein Weg mehr. Sie stand auf einer Felsenklippe, direkt vor ihr ein Abgrund, tiefer als ihre Augen ihr erlaubten zu sehen. Der Wind blies durch ihr Haar. Was sollte sie tun? Sie war eine Ewigkeit lang nur eine bewaldete Klippe entlang gelaufen, umdrehen konnte sie nicht mehr, denn sie würde so ihrem Tod nur in die Arme laufen. Aber was sonst? Springen? War es das wert? Sie spähte die Klippe hinunter. „Nein, meine Zukunft stehlt ihr mir
,sagte sie als sie langsam begann die Klippe hinunter zu klettern.
For now, The End…