Planlos und machtlos versinkt sie in Gedanken. Weinend sucht sie nach einem Plan B, nach einem Ziel, nach einer guten Entscheidung. War es all die Jahre wert, dort zu sein? War es das wert, nächtelang wach zu bleiben, nicht rauszugehen, keine Freunde zu treffen?
Die Fragen werden immer mehr, doch es gibt keine Antworten. Ein lauter Schrei aus dem Wohnzimmer reißt sie aus ihren Gedanken: „Und was willst du jetzt mit deinem Leben machen?“ Auch darauf hat sie keine Antwort. Keine Kraft zu antworten. Sie will nur schlafen, um dieser Situation zu entkommen, um irgendwie zu vergessen. Doch das hilft nichts, denn sie hat keine Zeit mehr, alles ist sehr knapp.
Anrufe, Nachrichten, Fragen – alles ignoriert sie. Bald ist es so weit, die Stunden vergehen wie Sekunden. Sie macht sich fertig, als plötzlich ein fröhliches Gesicht an der Tür erscheint. „Wieder Schwarz! Zieh doch mal was Buntes an, du weißt doch, dass ich es nicht mag,“ sagt die Person lächelnd. Meli umarmt sie und erwidert: „Und du weißt auch, dass ich Schwarz liebe.“ Sie flüstert Meli ins Ohr: „Egal, wofür du dich entscheidest, ich stehe hinter dir.“
Sie wischt die Tränen weg und zieht ihre Schuhe an. Jetzt ist sie bereit, die Wohnung zu verlassen. Eine laute Stimme in ihrem Kopf sagt: „Mach uns stolz und gib nie auf.“ Doch für sie geht es nicht darum, sondern um ihren Kindheitstraum, der nun nicht mehr in Erfüllung gehen kann. Wie soll sie nicht aufgeben, wenn sie keine Hoffnung mehr hat?
Langsam muss sie los. Die Entscheidung ist noch immer unklar, weil es kein Ziel mehr gibt. Wut, Hass, Traurigkeit – das sind die Gefühle, die sie in sich trägt. Sie hat viel erlebt, viel durchgemacht, aber es ist unvorstellbar für sie, dass sie ihr Ziel nicht erreicht hat. Vielleicht war sie zu faul, vielleicht nicht zielstrebig genug, oder vielleicht war es einfach nicht ihr Ding. Diese Gedanken lassen sie nicht los.
Woher die Wut kommt, ist leicht zu verstehen. Sie wusste genau, dass sie es hätte schaffen können, aber sie hatte keine Zeit und keine Kraft mehr für all das.
Fast da – nur noch an die Tür klopfen und reingehen. Nach ein paar Minuten ist sie wieder draußen. Die Entscheidung wurde getroffen. Jetzt ist es zu spät für alles. Ob es die richtige Entscheidung war, weiß sie nicht.
Gewollt oder nicht, sie ist gezwungen, weiterzumachen, sich wieder anzupassen. Wird sie es bereuen? Hat das alles eine gute Zukunft? Das weiß sie nicht. Sie lässt kommen, was kommen will. Denn die Zukunft bleibt.