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Wann leben wir?

Artur Irmler

In einem kleinen zu Hause irgendwo auf der Welt, macht genau jetzt, während einer riesigen Krise ein kleiner Mann eine riesige Entdeckung. Frederik forscht schon länger privat an einem Thema, das ihn schon immer beschäftigt hat: Die Möglichkeit des Zeitreisens. Er ist noch ein Niemand in der Wissenschaft und hat keinen Namen, leben kann er von seinem Hobby auch nicht. Doch irgendein Wunder muss schuld sein, dass er in dieser Nacht in seiner kleinen Hütte die größte Entdeckung der Menschheit macht, das, wovon Filme und Geschichten träumen. Er schafft es, eine Uhr in die Vergangenheit reisen zu lassen. Er ließ sie um punkt null Uhr verschwinden, und sie dann wieder erscheinen. Das alles geschah innerhalb von Sekunden. Doch die Uhr zeigt keine Veränderung von Sekunden an, an ihr sind mehrere Stunden vergangen. Der Beweis, dass die Uhr für ein paar Stunden in die Vergangenheit gereist ist. Frederik kommen sofort die Tränen, während er gleichzeitig in Ohnmacht fällt. Er ist 77 Jahre alt, hat sein ganzes Leben dafür gelebt und nichts anderes gemacht. Es war sein Kindheits- Jugend- und Erwachsenentraum, den er jetzt anscheinend nach 77 Jahren Hölle noch erleben darf.

Als er am nächsten Tag wieder aufwacht, probiert er es gleich ein zweites Mal, vielleicht war es ein Traum. Nein, es hat wieder funktioniert. Ihm kommen erneut die Tränen und er verliert wieder sein Bewusstsein. Diese Entdeckung belastet ihn im Positiven sowie Unheimlichen, wie nichts anderes je zuvor und jemals. Er wacht auf und probiert es ein drittes Mal, die ersten beide Male waren ein Traum. Nein, es war kein Traum, es funktioniert so oft er will. Ob es tatsächlich die Realität ist, wird er wohl nie wissen oder glauben, das spielt aber keine Rolle mehr für ihn. Er ist glücklich und er will keine Sekunde länger warten ohne diese Entdeckung publik zu machen, was gar nicht so einfach zu sein scheint. Er ist nicht nur der Dorftrottel, sondern wird von niemanden gewollt. Ein alter Mann der das Zeitreisen erfinden will? Wie verrückt muss man sein? Die absolute Ablehnung hält ihn aber nicht auf, er hat wirklich nichts mehr zu verlieren, jetzt da er seinen Traum erfüllt hat. Er könnte jetzt auf der Stelle sterben, und ihn würde es überhaupt nicht interessieren. Also setzt er Himmel und Hölle in Bewegung, um den Leuten zu zeigen, was er entdeckt hat. Wer nicht hören will, muss fühlen, also demonstriert er es an sich selbst. Ein Risiko, nie wieder zurückzukommen, das er eingeht.

Die Leute sind verblüfft, als er wieder zurückkommt in die Gegenwart. Sie können es nicht glauben und er soll es erneut demonstrieren. Das wiederholt sich so lange bis einer aus der Menge ruft, dass er die Erfindung kaufen will, um einen so großen Geldpreis, der hier gar nicht in die Zeilen passt. Frederik überlegt, das unschlagbare Angebot anzunehmen, jedoch zögert er. Er macht in dem Moment eine neue Entdeckung, eine neue Forschung, die wichtiger als alles andere ist, das er je erforscht hat. Er erkennt, dass es falsch wäre die Idee publik zu machen und zu verkaufen. Er hält eine Rede vor allen Leuten, die ihn immer noch wie einen Gott anschauen. Es ist falsch, eine Erfindung zu verkaufen, die es möglich macht die Zukunft zu verändern und zu beeinflussen. Die Zukunft ist nicht dafür da, um sie zu bereisen aus einer anderen Zeit, um bessere Zeiten zu erleben, um die Gegenwart besser zu machen. Die gute Zeit liegt nicht in einer fernen Zukunft, in die man reisen kann, um alles Schlechte zu umgehen, wenn man im Hier und Jetzt leben kann, in dem man all das besser machen kann, was man sich später wünscht. Wir leben nicht im Gestern. Wir leben nicht im Morgen. Wir leben im Heute, das wir verändern können, wenn es uns obliegt. Alles ist möglich, auch im Heute all das zu erleben, was wir uns vom Morgen wünschen. Frederik hat somit seine Rede beendet.


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