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Der zeitlose Hinweis

Elisabeth Schlack

Karl öffnete die Augen, und sah zur Uhr, es war bereits viertel nach neun. Er hatte zum zweiten Tage in Folge verschlafen und sollte längst beim Uhrengeschäft sein. Er machte sich fertig für den Arbeitstag und fuhr mit dem Rad zum alten Laden. Ein paar Tränen tropften ihn über die Wange, genau wie auch die letzten Tage durch Nostalgie, doch er wischte sie schnell ab.

Seine Kundin vom vorletzten Tag wartete etwas ungeduldig vor dem Geschäft, sie wollte ihre reparierte Uhr zurück und hatte ihr versprochen diese ihr am Morgen bereits zu überhändigen. "Morgen! Entschuldigen Sie für die Verspätung" sagte er und sah beschämt zu Boden. Er sperrte die Tür eilig auf und überreichte ihr die Uhr. Da keine Kunden kamen ging er in die Werkstatt und sah sich um, er war lange nicht mehr hier gewesen. Karl öffnete aus Langeweile und Neugier ein paar Schubladen, bis ihm ein Zettel ins Auge viel. Er starrte ein paar Sekunden auf die Schrift, eine Welle von Trauer überkam ihm, es war die Schrift seines Vaters. Es war geschrieben: „In dem Geisterhaus“. „Was für ein Geisterhaus? Ich kenne kein Geisterhaus“, dachte er sich. Was wollte ihm sein Vater sagen, und wenn es so wichtig war, wieso erzählte er ihm es nicht vor seinem Tod? Karl dachte kurz nach, viel aber nichts zum Geisterhaus ein und machte sich wieder an die Arbeit aber der Satz ging ihm nicht aus dem Kopf. Er reparierte ein paar Uhren doch dann viel ihm etwas ein. Als Kind nannte er eine alte Uhr immer Geisterhaus da sie alt und teilweise zerfallen war, aber sein Vater hatte nie die Zeit sie zu entsorgen. Er ging zur Uhr, an der Seite war ein Spalt, bei dem ein Buch herausragte. Er blätterte durch und erkannte das es das Tagebuch seines Vaters war. Er setzte sich hin und blätterte auf die letzten Seiten und las über den Streit den er mit seinem Vater kurz vor dem hatte. Karl fühlte sich schlecht, warum mussten sie sich nur so voneinander verabschieden? Er las viel über seinen Vater, vieles was er gar nicht über ihn wusste und auch das die Zeit immer weiter geht, egal was passiert.

Er sah vom Tagebuch auf zu den an der Wand hängenden Uhren, sie tickten alle im Takt, keine blieb stehen. "Die Zeit bleibt nicht stehen", dachte er sich. "Sie geht immer weiter, egal was kommt. Schließlich bleibt einem nur mehr die Zukunft.“


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