Schon mal einen Tee getrunken, der nach „Heute wird ein guter Tag“ schmeckt? Genauso fühlte es sich an, als der Wecker die Schallmauer in meinem Zimmer durchbrochen hat. Es sind diese Momente, in denen man plötzlich fern von der Realität ist, noch bevor die Träume sich endgültig verziehen. Doch heute… heute war anders. Etwas Großes lag in der Luft, etwas, das die Routine meiner Tage komplett auf den Kopf stellen könnte. Während ich mich aus dem Bett kämpfte, schlugen die Hooligans vom FC Nervosität und SK-Müdigkeit auf mich ein. Was, wenn heute tatsächlich nicht nur irgendein Tag war?
Als ich aufstand, machte sich ein dumpfer Druck in meinem Kopf breit und brachte die Welt um mich herum ins Wanken. Mein Körper fühlte sich an, als wäre er betonschwer, meine Beine wackelten unter mir wie Gummi. Jeder Schritt brachte mich ins Stolpern, als ob der Boden unter mir plötzlich weich geworden wäre. Es war, als würde die Luft dicker, zäher – selbst das Atmen fiel mir schwer. Ich griff nach der Wand, aber selbst die schien sich wegzudrehen. Mein Blick verschwamm und mein Magen drehte sich, während ich versuchte, mich zu fangen. Alles fühlte sich... einfach falsch an.
„TOBI, DAS ESSEN IST FERTIG!“ Die Stimme meines Bruders dröhnte in meinen Ohren wie die Pfeife eines Offiziers und erlöste mich aus meiner Trance. Der Geruch von frisch gebratenen Kartoffeln, gepaart mit dem Duft nach Wienerschnitzel zog mich zu Tisch. Die Zitronen könnten nicht frischer sein, der Saft tropfte nur so aus ihnen heraus. Die Preiselbeere war vorzüglich, verfeinert mit Vanille. Das Tischtuch, wie aus einem Palast aus 1001 Nacht mit den verschiedensten Stickereien und Symbolen, die keiner so richtig verstehen konnte. „Mahlzeit!“ Das Fleisch war zart wie das Fell einer Katze und die Panade so knusprig wie damals bei Oma. Zum Abschluss passte mir mein Bruder ein Glückskeks zu. Er ist wie ein Talisman für mich, in seiner Präsenz scheinen die Dinge einfach besser zu laufen.
„過去過去,現在吹走,但未來仍然存在,它只是等待第一步“
Oops, falsche Seite, jetzt aber:
„Die Vergangenheit vergeht, die Gegenwart verweht, doch die Zukunft bleibt, sie wartet nur auf den ersten Schritt“
Ich schenkte dem Glückskeks keine weitere Aufmerksamkeit und begab mich auf den Weg zur Bib. Dort angekommen machte ich mich auf die Suche nach dem Buch „Sorge dich nicht um morgen, denn der Morgen sorgt für sich selbst“ Da war es. Doch da war auch etwas anderes. Etwas, was ich noch nie zuvor gesehen hatte.
Sie stand dort, vertieft in ein Buch. Ihre brünetten Haare schmiegten sich sanft über die Schultern und die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster fielen, schienen extra für sie da zu sein, tanzten auf ihrem Haar und warfen einen goldenen Glanz über ihr Gesicht, während ihre Augen, so lebhaft und neugierig, die Worte zu ergreifen schienen. Es war nicht nur ihr Aussehen, das mich in den Bann zog, sondern die Art, wie sie in ihrer eigenen Welt schwebte, als ob die Zeit für sie stillstand. Der Gedanke sie anzusprechen, ließ mein Herz schneller schlagen – würde sie mir ein Lächeln schenken?
Beschwingt verließ ich die Bib und draußen umfing mich der Geruch von frisch gemähtem Gras. Kindheitserinnerungen tobten unterkontrolliert durch meinen Kopf, fast so wie mein Bruder und ich damals im Garten der Nachbarn. Erschöpft zuhause angekommen, kuschelte ich mich ins Bett. Die Müdigkeit umhüllte meine Seele wie eine tröstliche Umarmung.
Abrupt überkam mich ein Sturm von Erinnerungen. Verlust und ich waren wie Bonnie & Clyde gewesen und die Einsamkeit hatte mich gefangen gehalten wie ein Gefängnis in Sibirien. Doch heute, heute fand ich eine Rose in dieser eisigen Tundra der Emotionen. Dieses Mädchen strahlte eine Wärme aus, nach der ich mich seit Jahrzehnten gesehnt hatte. Ihr Blick, der mit dem sanften Wind zu mir herüberwehte, war wie ein Lichtstrahl, der durch die dichten Wolken brach. In ihrem Lächeln lag eine Unbeschwertheit, die mich an all die kleinen Freuden erinnerte, die das Leben zu bieten hatte.