1508,
Sixtinische Kapelle, Vatikan,
- Michelangelo, mein Sohn, so spät noch auf den Beinen? Und das, wo Du doch morgen mit deiner Arbeit am Fresko beginnen sollst.
- Ich warte auf ein Signal Gottes, um meine Werke abzusegnen, Eure Heiligkeit. Es widerstrebt mir immer noch. Ich sehe mich nicht als Maler. Ich sehe mich als Bildhauer. Ich hätte diesen Auftrag nicht angenommen, wenn es nicht der Heilige Vater wäre, der ihn mir auftrug. Doch aufgeben ist erst recht keine Option. Ich will jenen die an mir zweifeln beweisen, dass sie sich täuschen.
- Ich habe Dich früher schon malen und Kunstwerke erschaffen sehen, in Florenz zum Beispiel oder in Rom. Egal ob aus Marmor oder aus Farbe, es war immer, als würde Gott selbst dem Erschaffenen Leben einhauchen. Du bist mit einer Gabe gesegnet worden, Michelangelo. Gott selbst war es, der Dir diese Gabe schenkte. Wenn er wollte, dass Du sie ausschöpfst, dann ist das ein würdiges Werk. Gott wird Dir helfen und Dir die nötige Kraft und Ausdauer schenken, um Deinem Meisterwerk absolute Perfektion zu verleihen. Das, was Du, mein Sohn, in Begriff bist zu Erschaffen wird lange über unsere sterblichen Leben bestand haben. Das, was Du erschaffen wirst, ist Zukunft. Und diese Zukunft wird bleiben, auch wenn unsere Leben schon lange verblüht sein mögen. Nun geh und ruh Dich aus. Du wirst Deine Kraft brauchen. Der Herr möge Dich in deinem Schlaf beschützen.
- Danke für Ihren Rat, Heiliger Vater. Gott sei mit Ihnen.
- Und mit deinem Geiste, mein Sohn.