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Schicksal

Eva-Marie Konrad

Die Sonne kitzelte leicht mein Gesicht und ich öffnete langsam meine Augen. Es war ein sehr sonniger Tag. Ich lag unter einem großen Baum mitten im Schlossgarten und es fühlte sich so an, als ob ich kein bisschen an Sorgen hatte. Doch dann fiel es mir ein. Ich rannte so schnell wie möglich über einige Stiegen ins Schloss hinein. Die Dienstmädchen sahen mir mit bösen Blicken nach. Als ich fast an mein Ziel angekommen war, hörte ich wütende Schreie. Heute war die Krönung der Prinzessin, ein sehr wichtiger Tag. Vielleicht war es keine so gute Idee ein Nickerchen zu nehmen. Ich öffnete langsam die Tür und plötzlich flog ein Schuh in meine Richtung. Die Prinzessin beschwerte sich bei mir, warum ich so spät gekommen bin. Doch ich beruhigte sie erstmal mit lockeren Worten. Ich half ihr alles für ihren großen Tag vorzubereiten und nach ein paar Stunden war es schon so weit. Tausend von Menschen waren gekommen, um diesen wichtigen Tag zu feiern.

Ich hatte das Schloss noch nie so voll gesehen. Die Zeremonie fand in einem großen Saal statt. Ich setze mich zu den Dienern und Dienstmädchen und betrachtete die Prinzessin aus der Ferne. Sie sah so wunderschön aus. Auch wenn sie es nicht wusste, war ich schon immer ein bißchen in sie verliebt. Doch ich war nicht vom adeligen Stand. Ich könnte nie mit ihr zusammen sein. Kurz bevor die Krönung stattfand, schlugen die Türen des Saales auf. Ein geheimnisvoller Mann trat selbstbewusst rein. Was er als nächstes sagte, schockierten alle. Er behauptete, er sei der rechtmäßige Thronfolger und befahl die Prinzessin vom Thron zu steigen. Das Volk war völlig aufgebracht und verwirrt. Ich war auch sehr verwirrt und suchte die Prinzessin in der Menge. Ich konnte sie aber nirgendwo finden. In der ganzen Aufregung bemerkte keiner, dass die Prinzessin verschwunden war. Ich rannte schnell nach draußen, um sie zu suchen und sah in der Ferne jemand wegreiten. Offensichtlich ist die Prinzessin von einem Mann entführt worden. Ich sprang auf ein Pferd und verfolgte den Kidnapper tief in den Wald hinein, bis ich sie nicht mehr sah. Plötzlich hörte ich einen lauten Schrei. Ich sprang vom Pferd ab und rannte so schnell wie ich konnte, in Richtung der Geräusche. Leider kam ich zu spät. Die Prinzessin lag blutend am Boden. Ich hielt sie weinend in meinen Armen und sah in ihre wunderschönen Augen hinein bis zu ihrem letzten Atemzug…

Plötzlich öffnete ich meine Augen. Ich lag in meinem Bett völlig verschwitzt und mit Tränen in den Augen. Dieser Traum fühlte sich so echt an, es war beinahe so, als ob es eine Erinnerung war, vielleicht von meinem früheren Leben? Aber das war jetzt egal, denn plötzlich fiel mir ein, dass heute ein wichtiger Tag für Lila, eine gute Freundin, war. Sie würde als Abteilungsleiterin in der Firma ihres Vaters befördert werden. Seit meiner Kindheit war ich schon in Lila verliebt, deshalb war es für mich um so wichtiger, sie an diesen großen Tag zu begleiten, um ihr endlich meine Gefühle zu gestehen. Ich traf sie vor ihrem Apartment und wir gingen dann gemeinsam in die Firma. Dabei bemerkte ich, dass sie sehr nervös war. Sie meinte, sie bräuchte frische Luft und ging allein auf die Dachterrasse. Plötzlich bekam ich ein ungutes Gefühl und erinnerte mich an den Traum, den ich hatte. Es war wie ein Déjà-vu. Ich rannte die Stiegen hinauf und sah dann auf der Terrasse, wie Lila mit fremden Männern sprach. „Wo ist das Geld von deinem Vater, dem Mafia Boss?“, fragten die Männer. Lila antwortete bestürzt: “Ich weiß nicht, wovon ihr redet!“ Daraufhin schubsten die Männer sie von der Dachterrasse. Ich rannte so schnell, wie ich konnte hin, doch ich konnte nichts tun. Egal ob im vergangenen Leben oder in der Gegenwart die Zukunft bleibt, ich konnte sie wieder nicht retten. Oder doch?


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