Es ist still, so still, dass jedes Weiterspringen, des Sekundenzeigers der Wanduhr zu hören ist. Das grelle Licht der Neonröhrenlampen, welche sich an der Decke befinden, erleuchten den grauen Raum. Lisa rutscht nervös auf ihrem Stuhl hin und her. Sie sitzt jetzt schon seit über drei Stunden in diesem ungemütlichen Warteraum der Frauenklinik. Wenn sie sich umschaut, kommt ein unangenehmes Gefühl in ihr auf. Es ist das schlechte Gewissen. Mit ihr im Raum, sitzt noch ein Junges Mädchen, eine ältere Dame und ein Mann. Es war nicht immer so still im Raum. Kurz nach dem Lisa heute Morgen das Wartezimmer betreten hatte, kam die alte Frau mit ihr ins Gespräch. Sie erzählte, wie schlecht sie sich fühlt hier zu sein und wie sehr ihr ihre Endscheidung leidtäte, doch dass sie einfach zu alt und schwach sei, um jetzt noch ein Kind groß zu ziehen. Sie selbst hatte bis jetzt noch keine Kinder, ihr Mann ist schon vor Jahren verstorben und sie könnte einem Kind kein Familiäres Umfeld bieten. Medizinisch gesehen, wäre es gar nicht mehr möglich in diesem alter Schwanger zu werden, doch manchmal passieren doch noch Wunder.
Kurze Zeit später schließt sich nun auch der junge Mann den zwei Frauen an, um auch seine Geschichte mit ihnen zu teilen. Er erzählte, er sei als Mädchen geboren worden, er habe sich jedoch nie in seinem Körper wohl gefühlt. Vor zwei Jahren hatte er dann den Mut zusammen, um endliche eine Geschlechtsangleichung durchzuführen. Und jetzt, wo er kurz vor seinem Ziel ist, wurde er schwanger.
Das junge Mädchen, welches sich bis jetzt noch nicht getraut hatte, auch nur einen Mucks zu machen, traute sich nun auch etwas zu sagen. Sie erklärt, dass sie erst vierzehn Jahre alt sei und ihre Mutter sie vor die Tür setzten würde, wenn sie nicht abtreiben würde. Die anderen nickten verständnisvoll.
Dann wurde es wieder still. Nun sind alle Blicke auf Lisa gerichtet. Die anderen erwarten, dass jetzt auch sie eine schicksalhafte Geschichte mit ihnen teilen würde, doch sie schweigt. Was soll sie bloß sagen, sie ist siebenundzwanzig, hat einen sicheren Job, ein eigenes kleines Haus mit Garten und einen liebevollen Mann. Nichts würde jetzt gegen ein Kind sprechen. Nichts, außer all die schrecklichen Dinge die auf dieser Welt passieren. All die Kriege und Konflikte, das sterben der Natur, die Ausbreitung des Klimawandels und diese schreckliche Digitalisierung.
Die anderen schauen sie immer noch gespannt an, doch sie sagte bloß: „Zukunft bleibt“