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Die Flasche

Pia Peer

Vor zwei Monaten wurde ich erst gekauft von einem Menschenkind. Damals war ich in einem wunderschönen blau lackiert bis auf den Deckel. Ich freute mich meinem Besitzer einem guten Nutze sein. Doch am meisten freute ich mich, nichtsahnend auf den ersten Schultag. Ich wollte endlich etwas anderes als das Geschäft, in dem ich gekauft worden bin oder das Zuhause meines Eigentümers sehen. Und bald war es so weit, besagter Tag rückte immer näher. Doch was ich nicht zu ahnen schein, waren die negativen Dinge, die in solchen Schulen passierte. Nicht mal ein Monat war vorbei und schon hatte ich Dellen und Kratzer überall auf meiner Oberfläche verteilt. Manche benutzen mich wie einen Ball und warfen mich durch das ganze Klassenzimmer, andere spielten tatsächlich mit einem Ball, der mich schlussendlich vom Tisch beförderte. Die Dellen wurden immer mehr, an meiner Unterseite so schlimm, dass ich nur wackelig stand, und die Kratzer veranlassten die blaue Farbe abzublättern. Ich war nicht mehr schön und meine Zukunft sah düster aus. Ich war mir nicht sicher, ob ich es überhaupt ins nächste Jahr schaffen würde und dachte, es würde nicht schlimmer gehen. Doch wieder einmal lag ich falsch. Es ging schlimmer. Viel schlimmer. An einem düsteren Herbst Tag stand ich aufgeschraubt am Fensterbrett, damit der heiße Tee in mir auskühlte. Das Fenster hinter mir war offen, die kühle Herbstluft wehte herein und ließ mich frieren. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch allein im Raum, doch ich konnte die Stimmen, die aus Richtung des Ganges kamen, schon hören und auch das gepolter des Balles, der immer wieder am Boden abgeprallt wurde. Die Tür öffnete sich und ein paar Gestalten traten ein, sie stellten sich im Raum auf, eine nur ein paar Meter vor mir. Sie schalteten das Licht nicht ein und alle Fenster, bis auf das vor dem ich stand waren verdunkelt. Mir gelang es nicht das Geschlecht der menschlich geformten Wesen ausfindig zu machen. Sie fingen an den Ball hin und her zu werfen. Fünf Minuten ging es flüssig, aber dann ging alles den Bach hinunter. Eine Gestalt passte den Ball zu der Gestalt vor mir, allerdings wuff sie ihn zu hoch, gerade so, über den Kopf der anderen, direkt auf mich. Das runde Objekte prallte gegen mich und ich drehte mich mehrmals als ich aus dem Fenster flog. Sämtliche heiße Flüssigkeit verließ meinen Hohlraum und mir wurde schwindelig, bis ich auf dem harten Boden landete. Jetzt konnte ich nichts mehr tun. Ich war in Schock. Panik strömte durch meine metallene Außenfläche. Ich beruhigte mich und redete mir selbst ein, dass mich bald jemand holen komme. Jedoch kam niemand. Nicht nach dem ersten Tag, nicht nach dem zweiten, dem dritten oder dem vierten. Nach einer Woche lag ich noch immer dort. Und jetzt? Jetzt lieg ich noch immer da, Kleintiere, Schnecken und andere Viecher kriechen um mich herum, über mich oder suchen sogar Unterschlupf in mir. Wird die Zukunft für immer so bleiben?

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