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Rotes Licht

Luna Maria Lorente Rusyn

Mein zu Hause ist leider seit über sechs Jahren eine trostlose, trockene Wüstenlandschaft. Es gibt nichts außer grauen Staub. Tagsüber ist es höllisch heiß, die Steine können sich bis zu einhundertzehn Grad Celsius aufheizen. Wenn es Nacht wird, sinken die Temperaturen dagegen innerhalb eines Atemzuges auf bis zu minus hundertsiebzig Grad.

Es gibt kein Fast Food, keine Videospiele, kein Internet, kein Smartphone und keine Freude.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass mein Leben ziemlich trüb ist. Ich denke viel über mein früheres Leben nach oder rede mit mir selbst, da meine zwei „Kameraden“, nicht wirklich mit mir reden.

Ja, ich weiß ihr fragt euch bestimmt, wie ich hier gelangt bin, denn ich bin ein Mensch und ich lebe auf dem Mond. Das klingt sehr irre, ich weiß, aber lasst mich bitte erklären.

Weil es eine lange und nicht ganz so schöne Geschichte ist, halte ich es kurz: Die Erde ging unter. Es gab eine riesige Apokalypse wegen des Klimawandels und wegen vielen anderen Probleme, wie Naturkatastrophen und Hungersnöten. Darüber habt ihr sicher schon vieles gehört, hingegen wisst ihr nicht, dass die Regierung drei Menschen als Experiment, auch „Mission YKAM6743m“ genannt, zum Mond schickten, wobei sie herausfinden wollten, ob der Mond ein lebenswerter Ort sein könnte.

Diese drei Personen waren ich, Miles Davis, fünfundvierzig und einer der erfahrensten Astronauten. Linda Baris eine zickige, aber auch erstaunliche Forscherin und Johnnie Works ein zweiundachtzigjähriger Physiker, der immer mürrisch dreinschaut.

Anfangs waren wir davon überzeugt, dass wir in wenigen Monaten zurück zur Erde fliegen dürfen und auch großartige Ergebnisse liefern werden. Jetzt sind schon zweiundsiebzig Monate und vergangen ohne Kontakt zur Außenwelt. Linda glaubt, alle die Menschheit wäre schon längst an der schlechten Luft und den fehlenden Ressourcen ausgestorben und Johnnie möchte am liebsten selbst sterben. Alle haben die Hoffnung verloren, doch ich darf sie nicht verlieren, denn das würde bedeuten, dass ich Sally meine Frau und Max, meinen damals fünfjährigen Sohn, nie wieder sehen würde.

Mein Zeitgefühl ich nicht mehr dasselbe wie auf der Erde. Ich weiß nicht genau wie viel Uhr es ist, wann Morgen und wann Abend ist. Im Raumschiff, wo ich mich die meiste Zeit befinde, auch wenn ich manchmal auf dem Mond spaziere oder besser gesagt herumschwebe, muss ich auch schlafen, auf Toilette gehen, trinken und essen.

Während ich also meine Nudeln esse, sehe ich auf einmal ein blinkendes rotes Licht in der Ferne. Es ist sehr klein und wäre mir bestimmt nicht aufgefallen, wenn ich nicht gerade aus meinem kleinen Fenster gestarrt hätte und vor mich hingedacht hätte. Nun stand ich hektisch auf, wobei ich meine Nudeln fallen ließ.

So schnell ich konnte zog ich meinen Anzug an und rief meinen Mitmenschen zu, was ich sah, doch Linda meditierte gerade und Johnnie verstand nicht, wie ein kleines Licht von Bedeutung war. Für mich war es hingegen ein großes Glück, denn es könnte sein, dass jemand uns gefunden hat. Was wenn es andere Menschen sind, die uns endlich Heim holen?

Ich durfte es nicht riskieren, also näherte ich mich dem roten Licht. Bildete ich mir das ein, oder wurde der Punkt immer größer? Ich schwang unsere blaue Flagge wie verrückt durch die Luft. Sie müssen mich entdeckt haben! Ich wurde euphorisch und konnte es kaum fassen. Ich würde meine Familie wieder sehen!

Um mich herum wurde es immer heller und heller bis ich nur mehr Rot sah. Meine Arme kribbelten und ich dachte es wäre vor Freude, bis ich zu spät bemerkte, dass es wegen der Hitze war. Ich hörte ein lautes BANG und sah rote Funken. Meine Augen wurden geblendet, sodass ich sie schließen musste. Dann wurde ich zurück katapultiert und mein Körper wurde schwerelos. Das rote Licht, dachte ich und musste lächeln. Das rote Licht war das letzte, was ich sah, bevor ich mein Bewusstsein verlor und alles schwarz wurde.


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