Krach. Tsch. Krach. Tsch. Seit dutzenden Wochen tönen diese beängstigenden Klänge nun über ihr früher so friedvolles Städtchen. Das majestätische Rathaus am Hauptplatz liegt bereits seit 2 Monaten völlig zerstört am Boden und vermittelt wohl am besten ihre aktuelle Gefühlslage - grau, gebrochen, am Boden.
Vorsichtig zupft sie ihren quietschrosa Satinvorhang zur Seite, um zu erspähen, welcher Ortsteil beziehungsweise eher welche Leute diesmal von der Grausamkeit des Krieges gefressen worden sind. Eine gigantische Rauchsäule tänzelt über den Horizont. So riesig und furchteinflößend wie noch nie. Konzentriert ordnet die junge Dame die Aussicht aus ihrem Fenster mit ihrer innerlichen Karte. Ja sicherlich es ist der Kirchenplatz - besser gesagt, es war der Kirchenplatz. Die farbenfrohe Konstruktion zu Ehren Gottes ist wie aus dem Nichts verschwunden, es wirkt, als ob sie nie da gewesen wäre. Auch von den knorrigen Mammutbäumen ist keine Spur zu sehen. Es war ihr Zufluchtsort, ihr Safeplace, ihre mittlerweile einzige Anlaufstelle bei Problemen seit dem tragischen Tod ihrer Familie - ihre allerliebste Heimat. Tränen fließen an ihren rosigen Backen hinab, als ihr wie vom Geistesblitz ein Zitat aus der Gartenzeitschrift der verstorbenen Mutter durch den Kopf läuft: „Zukunft bleibt“.
Dicke schwere Krokodilstränen kullern nun aus meinen haselnussfarbenen Augen. Mit einem zarte Ton schließen meine Hände das emotionale Buch, während sich die Worte der Mutter kilometertief in mein Herzchen einbrennen. Vielleicht hat diese Mama wirklich recht - egal wie viel wir eines Tages verlieren, die Zukunft wird immer bleiben. Und es ist unser To-Do daraus das Allerbeste für uns SELBST zu sägen.