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Der kleine Astronaut

Anna Lena Maier

Seit 22 Tagen meldete sich die Zentrale nicht mehr bei dem kleinen Astronauten, er war alleine auf der Station, um sich um die Pflanzen des grünen Herzens zu kümmern. Doch als er wieder zurück in die Zentrale wollte, waren die Lichter aus und es gab kein Lebenszeichen mehr.

 

Liebe Marie,  Allerliebste Marie !

 

Langsam ging dem kleinen Astronauten die Luft aus, ihm fiel das Atmen immer schwerer und er bemerkte, dass auch sein Körper ohne Nahrung immer schwächer wurde.

 

Niemand (mich eingeschlossen) weiß, wie wahre Liebe schmeckt, bis er davon das erste Mal kosten darf und ja, Marie, bei mir waren die Gefühle auf den ersten Blick da. Du trugst dieses blaue Kleid, in welchem du findest, dass du viel zu klein aussiehst, Mann, du hättest dich sehen müssen, zum Glück hab ich zu dem Zeitpunkt nicht gegessen, sonst wäre ich an deiner Schönheit wortwörtlich erstickt. Und obwohl du der glücklichste fröhlichste Mensch der Welt bist, so sahst du in diesem Augenblick so traurig aus, mir kam vor, du dachtest, niemand wäre für dich da, der dich halten könnte, wenn du fällst.  Am liebsten hätte ich dich umarmt und dir gesagt, dass ich für dich da wäre, aber was hättest du nur von mir, einem Fremden, gedacht. Stattdessen nahm ich all meinen Mut zusammen, um dich zu fragen, wieso du denn so bedrückt dreinschaust. Du weißt nicht, wie schwer es war, dich so traurig zu sehen.

 

Der Astronaut kämpfte gegen die Tränen, doch es half nichts, dicke Wassertropfen waren in seinem Auge, doch durch die Schwerelosigkeit blieben sie am Fleck und erschwerten ihm die Sicht.

 

Als ich deine Stimme dann hörte, verschlug es mir die Sprache, sie überrumpelte mich regelrecht und mein Körper war so voller Adrenalin, dass ich auf dein „Hallo“ nur ein Krächzen rausbrachte. Ich weiß, dass du damals in dich hineingelacht hast, denn für ein echtes Lächeln wärst du viel zu perfekt nett gewesen. Nach einer langen (aber für mich nicht unangenehmen Stille) stellte ich dir endlich meine Frage. Ich hoffte so sehr, dass du ehrlich antworten würdest und ich glaube, dass tatest du auch. Aber nur du weißt, ob das stimmt.

 

Der kleine Astronaut schluchzte laut auf und erschrak vor sich selbst. Schlagartig wurde ihm wieder bewusst, wieso er diesen Brief schrieb. Aber er musste weiterschreiben, denn ihm war klar, dass ihm seine Zeit wegrannte und trotz blutiger Hände und Atembeschwerden fuhr er fort.

 

Aber auf so eine kreative Ausrede kannst du gar nicht gekommen sein, denn du sagtest, du warst bekümmert, weil du auf einen Löwenzahn gestiegen wärst und nun die Familie von ihm ohne ihn leben muss. Du hast keinen grünen Daumen, nein, du hast ein grünes Herz. Du bist der unbeschreiblichste Mensch der Welt, und auch wenn wir uns auf dieser Erde nie wieder sehen, werde ich für dich da sein. Ich werde dich immer lieben und egal, wie es weitergeht, ich liebe dich.

 

Der Astronaut atmet ein letztes Mal ein und ein letztes Mal aus und schläft friedlich ein.

 

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