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Grüne Augen

Clara Cerjak

Grüne Augen. Ihre grünen Augen. Dieses durchdringende, strahlende Smaragdgrün. Wie sehr liebe ich das Funkeln in den wunderschönen grünen Seen, in deren Tiefen man sich leicht verliert. Ein Tor zu ihrer Seele.

Ich vermisse diese faszinierenden, fesselnden Augen von ihr. Ich werde sie nie wieder sehen. Nie mehr mich in ihrem Anblick verlieren und die Welt um uns herum vergessen. Nie mehr ihre zarten, weichen Lippen auf meinen spüren. Nie mehr ihre roten Locken durch meine Finger gleiten lassen. Nie mehr ihre zierliche Hand in meiner halten und in der Brandung am Strand laufen. Nie mehr ihr glucksendes, süßes Lachen hören. Nie mehr ihrer wundervollen Stimme lauschen. Ich werde sie nie mehr wieder sehen. Ich habe sie für immer verloren. Nichts kann sie mir zurückbringen, nicht für einen winzigen Augenblick, für einen noch so kleinen Moment, nur um sie noch ein letztes Mal anzusehen, ihr zu sagen, wie sehr ich sie liebe. Mir bleibt nur die Erinnerung. Die Erinnerung an diese wunderschöne, liebenswürdige, charmante, geistreiche und absolut perfekte Frau. Meine Frau. Die Liebe meines Lebens.

 

Ich weiß noch, als wir uns kennenlernten, habe ich mich in dem Moment, in dem ich sie sah, verliebt. Es war ihr Lachen, das mich vollkommen faszinierte. Dieses Lachen, das nichts als pure Freude an dem, was sie tat, zeigte. Wir waren dreizehn, doch ich wusste schon damals, dass sie die eine für mich ist. Ich versuchte mich mit ihr anzufreunden, doch sie wollte nichts von mir wissen. Jetzt im Nachhinein betrachtet, muss ich eingestehen, ich war ein ziemlicher Großkotz mit meiner ständigen Angeberei, doch ich tat das alles nur, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Die Anerkennung der anderen hat mich nie wirklich gekümmert, es waren ihre Blicke, die ich auf mich ziehen wollte. Doch damit war ich nicht erfolgreich. Die Jahre vergingen, ich hatte andere Liebschaften, doch in meinem Herzen war immer nur Platz für die eine, für sie.

Als wir siebzehn waren, verlor sie ihre Eltern. Ich konnte ihr Leid nicht ertragen, ich liebte sie doch und ich wollte um jeden Preis, dass es ihr besser ging. Ich versuchte sie zu trösten, doch anfangs ließ sie mich nicht. Sie glaubte, ich wollte ihre Situation ausnutzen, doch das war keinesfalls mein Bestreben. Es ging mir einzig und allein um ihr Wohlbefinden. Irgendwann muss sie das auch erkannt haben, denn sie öffnete sich mir gegenüber, offenbarte mir Stück für Stück ihre Seele, ihren Herzschmerz, ihre Trauer. Ich gab ihr Halt, als sie drohte zu zerbrechen, ich hielt sie fest, wenn sie in Tränen zerfloss. Ich war für sie da, ich war ihr Anker in diesem Sturm ihrer Gefühle. Ich versprach, immer für sie da zu sein, was auch kommen mochte.

Von da an begannen wir Freunde zu werden und die Gesellschaft des anderen zu genießen. Und aus Freundschaft wurde schnell Liebe. Ein Jahr nach unserem Schulabschluss gaben wir uns das Jawort und hätten nicht glücklicher sein können. Wir hatten gute Freunde, einer Familie nicht unähnlich und wir hatten einander. Es war ein gutes Leben. Wir waren zufrieden.

Doch jetzt ist sie fort. Getötet. Mitten aus dem Leben gerissen. In einem einzigen Moment, mit einer einzigen Kugel. Für immer verloren. Und alles, was bleibt, ist die Erinnerung. Die Erinnerung an ein glückliches, langes Leben, das wir hätten leben können. Die Erinnerung, an sie. An ihre wundervolle Art, ihre Freude, ihre unendliche Liebe. Ich werde sie nie wieder sehen. Dieses strahlende Funkeln in den smaragdgrünen Augen ist gegangen. Ihre grünen Augen. Mein Herz, das für immer in diesem Grün leuchtet.

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