„Ich muss zu ihr, ich muss ihr erzählen was passiert ist. Wieso muss sie eigentlich so weit weg wohnen?“ Ich verbinde meine Kopfhörer mit meinem Handy, setze meinen Helm auf und quetsche den Hörer zwischen Helm und Kopf. Ich öffne Spotify und schalte meine Playlist ein, starte mein Moped an. Fahre los, in ihre Richtung.
Nicht einmal die Musik kann mich auf andere Gedanken bringen. „Warum? Was hat nicht gepasst? Was war das „Falsche“ für ihn? Wieso?“ Ich schalte einen Gang höher und fahre durch die Unterführung. Lenke in den Kreisverkehr und nehme die zweite Ausfahrt. „Es war doch alles gut? Er war gestern noch bei mir. Er hat schon ein bisschen anders gewirkt. Hätte ich es merken müssen? Hätte ich fragen sollen? War es das?“ Ich komme auf die Schnellstraße und beschleunige. Ein neues Lied beginnt.
Gitarrensolo. Eines dass ich ziemlich gut kenne. Eines das ich in letzter Zeit sehr oft gehört habe. Es ist unseres. Unser Lied. Das Lied, dass ihn an mich erinnert. Seitdem er es mir gezeigt hat, erinnert es mich auch an ihn.
„She´s got a smile that it seems to me”, fängt der Leadsänger an. Sofort bin ich an den Tag zurückgeschleudert worden, an dem er mir das Lied gezeigt hat. An unseren ersten Kuss. Meine Augen füllen sich mit Tränen, ich blinzle. Ich schließe meine Augen für eine Sekunde, spüre seine Lippen wieder auf meinen. Eine Sekunde um durchzuatmen, eine Sekunde in der alles so war wie vor ein paar Tagen. Eine Sekunde. Eine Sekunde zu unaufmerksam. Ich sehe nur mehr rote Bremslichter, die immer näherkommen. Solange bis ich nur verschwommen rot sehe, nur mehr rot.