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Polaroid

Fiorella Elizabeth Pammer

Ich stehe in einem dunklen Raum. Ein Raum in dem sich das Licht dreht. Mit einem Auge werde ich von der Zukunft geblendet, während ich gleichzeitig mit dem anderen Auge in die dunkle Vergangenheit sehe. In einem meiner zwei Sehorgane spiegelt sich ein kleines neugieriges Kind. Das unschuldige niedliche Geschöpf dreht sich um die eigene Achse. Es spielt, tanzt und erlebt in dem Augenblick einen von vielen schönen Momenten. Doch, was ist das? Das Licht beginnt eine spiralförmige Gestalt anzunehmen. Das Zentrum dieser Kontur ist einer meiner zwei Glaskugeln, die sich in meinem Kopf befinden. Diese plötzlich neue Belichtung bringt mich aus dem Gleichgewicht und bringt mich zum Stolpern. Ich bin geblendet. Im nächsten Moment befinde mich in einem neuen Zimmer. Ich richte mich wieder auf. Die Schultern nach hinten. Den Kopf nach vorne. Nun stehe ich aufrecht. Vor mir erkenne ich, dass auf der Wand Fotos aufgehängt sind. Mein Fuß wagt es einen Schritt in die Richtung der Bilder zu machen. Es sind Polaroid Filme. I-Type Film, um genau zu sein. Die ersten drei Bilder, die links unten hängen zeigen eine merkwürdige, vielleicht lebendige, Form. Ich blicke nochmal auf die Filme. Es sind Embryos, die darauf abgebildet sind. Kleine Embryos die unsere Zukunft steuern werden…. Ich trete einen Schritt zu Seite und blicke in die anderen Bilder. Das kleine verspielte Kind von vorher ist wieder zu sehen. Aus dem Nichts kommt plötzlich wieder ein spiralähnliches Licht und der kleine Mensch bricht aus dem Bild aus und folgt dem Licht. Ich versuche hinterher zu rennen. Es ist hoffnungslos. Das Licht strahl schießt ein Loch in meinem Körper. Es ist fast so als will die Helligkeit nicht, dass ich ein Teil von ihr werde. Mir fällt auf das, das Licht nicht ganz eine Spiralform hat, sondern die Umlaufbahn der Planeten darstellt. Das Universum. Alles dreht sich. Mir wird wieder schwindelig und ich kippe um und versinke in einem schwarzen Loch. Ein Loch das alles aufsaugt. Mein Körper wird hineingezogen aber- Was ist das? Oder was war das? Mein Körper wurde zwar hineingezogen, aber ich bin immer noch hier. Es ist dunkel. Mein physischer Körper ist zwar verschwunden aber mein nicht existierender Körper ist noch da? Da ist es wieder. Das Kind. Es winkt mir zu und zeigt nach oben. Wir beide schweben im Nichts. Von oben kommt wieder das Licht. Eine kleine Flame beginnt sich in dem Loch zu bilden, dass mir der Lichtstrahl eingebohrt hat. Ich fühle Entschlossenheit und Motivation. Das Kind lächelt mich an. Soll ich es tun? Was ist, wenn das Licht mich auseinander nehmen wird? Was ist, wenn ich mich völlig auflösen werde? Auf einmal spüre ich wie eine Hand mich nach oben schleudert. Ich fliege genau in die Mitte der leuchtenden Spirale. Gleich bin ich im Zentrum. Nur noch ein Stück- und-

Ich öffne meine Augen und finde mich selbst in einem Raum wieder. Es ist eine Mischung von dem ersten dunklen Raum und dem Zimmer mit den Fotos. Die Filme entwickeln gerade noch die visuellen Eindrücke, die das Licht hinterlassen hat. Das Kind steht jetzt wieder vor mir. Es tippt in das Loch und füllt es. Meine Augen öffnen sich. War ich so tief gesunken, dass ich vergessen habe, wo ich bin. Wer ich bin. Ich stehe in meinem Zimmer. Aus dem Fenster strahlt die Sonne auf die Polaroid Fotogalerie, die über meinem Bett hängt. Es sind Portrait Fotos von mir, als ich noch ein Kind war. Das Kind lächelt.


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