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Eine Zukunft ohne sie

Fynn Prünster

Tag ein Tag aus das Gleiche, aufstehen, in die Schule gehen, essen, lernen, lesen schlafen. Ich kann mich schon nicht mehr an das letzte Mal erinnern als ich mich so richtig lebendig fühlte. Die Zeit verstreicht, ohne einen Unterschied in meinem Leben zu machen. Es fühlt sich an wie eine graue Masse.  

Vor einiger Zeit jedoch gab es einen kleinen Funken, der meinen Tag erhellte. So saß ich wie üblich an meinem Fenster, als ich durch einen Windstoß von meinem Buch aufschaute, erblickte ich außerhalb meines Fensters ein Mädchen. Ihr Antlitz ließ mein Herz schneller schlagen ohne das ich wirklich erklären konnte was mit mir geschah. Ich konnte meinen Blick kaum abwenden, doch so schnell wie sie in mein Leben getreten war, war sie auch wieder verschwunden. In den darauffolgenden Tagen konnte ich meinen Geist schwer davon überzeugen um etwas anderes als diese Begegnung zu kreisen. Doch so lang ich auch aus dem Fenster schaute, sie wollte nicht mehr an ihr Fenster herantreten.

Einige Wochen später, ein Tag wie alle anderen, nichts Besonderes. Ich saß wieder am Fenster und las mein Buch. Immer wieder legte ich es zur Seite, um den Mond zu betrachten. Er schimmerte so vertraut wie immer. In diesem Moment blickte ich auf die andere Seite und erblickte Sie, so schön wie der Mond selbst. Sie sah so wie ich ein paar Sekunden zuvor dem Himmel entgegen und bewunderte den Mond. Das Licht streifte ihr Gesicht und ließ auch ihre Haare glänzen. Ihre Haut schien silbrig zu schimmern, sie war wahrlich das schönste Wesen, das mir je untergekommen war. Ich hatte nie gewusst, wie Liebe sich anfühlen musste, doch schlagartig übermannte mich das Gefühl das man nur als solche betiteln, konnte noch viel stärker als zuvor.

Ich konnte mich nicht besinnen jemals solch ein Gefühl in mir gespürt zu haben. So entfernt sie auch sein mochte, fühlte ich mich auf eine seltsame Weise verstanden und zu ihr hingezogen. Ihre Blicke waren so tiefgründig, dass selbst der tiefste Brunnen im Vergleich wie ein offenes Geheimnis schien. Ich vermochte es nicht meinen Blick von ihr abzuwenden, so starrte ich aus meinem Fenster und hoffte das sie mich bemerkte, doch sie war wie in den Bann gezogen. Wenn ich etwas wollte, war es ihren Blick auf mich zu ziehen, um wenigstens ein kleines bisschen Aufmerksamkeit zu erhaschen.

Auf einmal trat sie vom Fenster zurück und war aus meinem Blickfeld verschwunden. In dem Moment kam ein Unbehagen in mir auf das ich so noch nicht zu spüren vermocht hatte. Ich fürchtete sie wieder so lange Zeit nicht zu Gesicht zu bekommen. Es war, als hätte man mir etwas genommen. Erleichtert blickte ich hinauf als ich sah das sie wieder am Fenster stand. Doch als ich realisierte, was sie vorhatte, war es bereits zu spät.

Sie stürzte dem Abgrund entgegen. Wie in Zeitlupe sah ich sie fallen und alle Träume, in denen ich zuvor schwebte, platzten auf einen Schlag, mit dem sie auf dem Boden aufkam. Auch wenn ich sie nicht kannte, erfüllte mich der Moment mit Grauen. Als hätte man mich der Zukunft mit ihr beraubt und allein und unverstanden in dieser grausamen Welt zurückgelassen. Wie gelähmt blickte ich aus dem Fenster und begriff die Welt nicht mehr.

So blieben mir nur eine Zukunft in Sehnsucht nach ihr und meine Träume blieben mir verwehrt.


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