„Was willst du in der Zukunft einmal werden?“ Diese Frage wurde mir nun schon fast 18 Jahre lang gestellt, und ich hatte jedes Mal eine neue Antwort parat.
Mit 6 sagte ich, ich wolle Musketier werden, nur um dann herauszufinden, dass es diese nicht mehr gibt, und dass ich als Mädchen sowieso keine Chance hätte.
Mit 10 meinte ich zu wissen das ich Pilotin werden will, jedoch habe ich Höhenangst, und sehe ohne Brille nicht mal meine Hand vor den Augen.
Mit 17 war ich zutiefst dazu entschlossen etwas Großes bewirken zu wollen, nur um nun zu realisieren das ich nicht die Einzige bin, die das erreichen möchte.
Es gibt Menschen in meinem Leben, die immer alles besser machen als ich, egal wie sehr ich mich anstrenge.
Ich laufe, aber jemand ist immer schneller.
Ich lerne so viel, aber jemand ist trotzdem immer schlauer.
Ich versuche mein Bestes zu geben, in allem, aber jemand ist immer besser.
Ich fühle mich wie eine Fliege, immer da, irgendwo im Zimmer, man beachtet sie kaum, jedoch wenn man sie zu Gesicht bekommt, will man sie loswerden.
Bedeutungslos und lästig, eine Bürde für alle die mich umgeben.
Ich stehe auf und gehe zum Fenster.
Es ist still draußen, endlich Ruhe, ich wünschte mir in meinem Kopf wäre es immer so ruhig. Dunkel ist es auch, nur der Mond scheint hell.
Ich blicke zu ihm hinauf und fühle mich verbunden zu all den Menschen vor mir.
Ich denke daran wie er in der Steinzeit, vor dem Feuer, als einzige Lichtquelle galt,
wie antike Völker ihn verehrten, wie er von Astronomen studiert wurde und wie er die Seefahrer auf jede neue Reise begleitete. In Kriegen dient er heute noch als einziger Trostspender, wenn man erschöpft am Boden liegt, mit letzter Kraft zu ihm hochschaut und ihn anfleht nicht allein zu sterben.
Er sah schon so viel Leid, Liebe, Schönheit und trotzdem steht er immer an unserer Seite.
Man denke der Mond sei der einsamste am Himmelszelt, jedoch ist er der beste Freund aller Lebewesen, egal ob Mensch oder Tier, seit Anbeginn der Zeit.
Ich werfe einen letzten Blick auf meinen treuen Begleiter und ich weiß, dass er mich versteht.
Er wird so vielen wichtigen Personen beistehen und ihre Zukunft weiterhin begleiten.
Außer meine.
Meine wird nun mit mir Untergehen.
Ich steige über das Fenster, lasse mich fallen, und freue mich schon darauf ein weiterer Stern am Himmel zu werden.
Vielleicht werde ich dann endlich von Bedeutung sein.