Vor langer Zeit, kurz nachdem der Mensch erschaffen wurde, lebten drei Brüder. Ihre Bestimmung war es, die Zeit im Gleichgewicht zu halten, wobei jeder von ihnen über einen bestimmten Zeitabschnitt wachte. Theobald herrschte über die Vergangenheit, Luka über die Gegenwart und Nexys war der Wächter der Zukunft.
Eines Morgens nach dem aufwachen, merkte Luka, dass irgendetwas nicht stimmte. Die Vögel vor dem Fenster bauten schon das dritte Nest in dieser Woche, und der Umzugswagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand immer noch da - oder schon wieder? „Egal“, dachte er sich, ging in die Küche und machte sich einen Kaffee. Das Kaffee-Machen wurde allerdings unterbrochen, als Luka feststellte: „Alter, den hab ich doch gestern erst gewechselt!“ Der Kaffeefilter war voll. Er wollte den Filter nicht schon wieder wechseln, nahm sich deshalb ein Glas Wasser und ließ sich auf die Küchenbank fallen. Der Umzugswagen, die Vögel, der volle Filter – das ergab keinen Sinn. Es wirkte fast so, als wäre er in einer Art Zeitschleife gefangen.
Sein Blick fiel auf ein Foto an der Wand. Ein Familienfoto. Es zeigte Luka mit seinen zwei Brüdern. Auf einmal hatte er eine Idee. Er würde mit Nexys‘ Hilfe dieser Zeitanomalie auf den Grund gehen.
Es dauerte nicht lange, bis Luka bei Nexys’ Zuhause angekommen war. „Mhm, komisch, warum macht denn keiner auf?“ dachte er, als er jetzt schon zum vierten Mal den Klingelknopf drückte. Egal, er nahm einfach den Hintereingang.
Als Luka eintrat, fand er Nexys in einem dunklen Raum, umgeben von modernen Geräten und blinkenden Displays. Nexys hatte sich anscheinend selbst in einer Art gläserner Kapsel eingesperrt. Neben der Kapsel lag ein Foto einer Frau, die Luka vage bekannt vorkam.
„Nexys, was machst du hier?“, fragte Luka besorgt.
Nexys sah auf und seine Augen waren voll Verzweiflung. „Luka, ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe mich in diese Frau verliebt.“ Er blickte auf das Foto. „In der Zukunft wird sie an einer Krankheit sterben. Um ihren Tod zu verhindern, wollte ich die Zeit anhalten. Doch das machte es nur schlimmer. Die Zeit ist in einer Schleife gefangen, und ich kann nichts dagegen tun.“
Luka betrachtete die Kapsel und erkannte sofort das Problem. „Du kannst die Zeit nicht einfach anhalten, um dein eigenes Herz zu retten. Wenn du, und somit auch die Zukunft selbst gefangen ist, können wir nichts mehr ändern. Wir müssen einen Weg finden, die Schleife zu durchbrechen.“
„Aber wie?“, fragte Nexys verzweifelt. „Was können wir tun?“
„Wir müssen Theobald um Hilfe bitten“, schlug Luka vor. „Er kennt sich mit der Vergangenheit aus und wird uns helfen, das Gleichgewicht wiederherzustellen.“
Zusammen machten sie sich auf den Weg zu Theobald. Der Wächter der Vergangenheit saß in seinem Raum, umgeben von alten Schriften. Als Luka und Nexys eintraten, sah Theobald von seinem Buch auf und erkannte sofort die Dringlichkeit in Luka‘s Gesicht.
„Theobald, wir haben ein Problem“, begann Luka. „Nexys hat die Zeit in eine Schleife gefangen, weil er versucht hat, eine zukünftigen Tod zu verhindern. Wir müssen die Zeit zurücksetzen, aber wir wissen nicht, wie.“
Theobald studierte Nexys' Zustand und nickte verstehend. „Die Schleife kann nur durch eine Korrektur in der Gegenwart beendet werden. Wenn wir die Ursache für die Anomalie finden und sie in der Vergangenheit bereinigen, könnte die Zeit wieder ins Gleichgewicht kommen.“
Mit Theobalds Hilfe fanden sie schnell den entscheidenden Punkt in der Vergangenheit, der die Schleife auslöste. Durch die Korrektur dieses Punktes konnten sie die Schleife durchbrechen und die Zeit wieder auf ihren natürlichen Lauf bringen.
Als die Schleife endete, fanden sich Luka, Nexys und Theobald in einer neuen Zeitlinie wieder, in der die Frau gesund war und Nexys seine Liebe ausleben konnte, ohne die Zeit zu gefährden.
„Wir müssen immer die Balance wahren“, sagte Luka abschließend. „Auch wenn unsere Absichten gut sind, müssen wir immer den Lauf der Zeit respektieren.“