Als ich 8 Jahre alt war, fragte mich mein Vater: „When does a moment end?“ Je länger ich über diese Frage nachdachte, desto weniger Antworten fand ich, und desto mehr Fragen entstanden. Am Anfang waren meine Antworten etwas in der Art wie: „Naja, wir haben Sekunden, die genau so lange dauern wie eine Sekunde“, aber das beantwortete nicht wirklich die Frage, wie lange ein Moment tatsächlich dauert. Als Ergänzung zu dieser Frage stellte er mir noch eine: „When does a moment start?“
Mein nächster Ansatz war es, genau zu beobachten, wann jemand die Redewendung „Give me a moment“ benutzte, und darauf zu achten, wie lange dieser Moment dauerte. Doch auch das variierte stark. Ein paar Jahre später saß ich im Deutschunterricht und musste die Zeiten lernen: Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I, Futur II. Im Zusammenhang mit diesem Unterricht entstand eine weitere Frage: „Wann beginnt die Vergangenheit?“ Und wenn ich nicht genau sagen kann, wann die Vergangenheit beginnt, wie kann es in der deutschen Sprache drei Vergangenheitsformen geben?
Oder eine andere Frage: „Warum muss ich so etwas lernen, wenn Zeit nur ein von Menschen gemachtes Konzept ist, ohne eine klare Angabe, wann sie beginnt oder endet?“ Also dachte ich weiter darüber nach, ob es vielleicht doch nur das Jetzt gibt – keine Vergangenheit, keine Zukunft. Denn wenn ich an die Vergangenheit oder an die Zukunft denke, tue ich das immer im Jetzt. Das führte mich zu der Erkenntnis, dass es nur die Gegenwart gibt. Diese Erkenntnis brachte mich schließlich zu dem Schluss, dass, wenn Zeit nicht wirklich existiert, irgendwie alles gleichzeitig wahr sein muss.
Zum Beispiel war ich zu diesem Zeitpunkt etwa 11 Jahre alt, aber wenn ich nie weiß, wann die Zukunft beginnt und immer nur in der Gegenwart lebe, bin ich gleichzeitig schon erwachsen – das müsste alles auf demselben Zeitspektrum stattfinden. Doch ich war noch nicht erwachsen, also konnte das auch nicht die ganze Antwort sein.
Früher haben mich solche Gedankenspiralen oft verängstigt, weil sie mir immer wieder vor Augen führten, dass ich auf nichts eine endgültige Antwort habe. Diese Spirale drehte sich oft weiter zu der Angst vor dem Tod. Und spätestens zu diesem Zeitpunkt spürte ich das unangenehme Gefühl, das eine Panikattacke ankündigte. Ich fühlte es vom Bauch bis hin zu meinem Herzen. Dann realisierte mein Kopf dieses Gefühl, und die Panik begann – begleitet von der Angst vor dem, was bevorstand.