fbpx

Die unaufhörliche Zukunft

Julia Vivanco-Fellner

In einer kleinen Stadt irgendwo auf der Welt kam ein Junge namens Leon zur Welt. Er wuchs auf und erlebte die vielen Facetten des Lebens – von der kindlichen Unschuld bis zur Verantwortung des Erwachsenseins. Leon war ein Träumer, jemand, der immer wieder die Zukunft erträumte und sich von der Vorstellung eines besseren Morgens inspirieren ließ. Mit zwanzig Jahren traf er Anna, und zusammen gründeten sie eine kleine Familie. Sie hatten zwei Kinder, die ihre eigenen Träume und Hoffnungen hegten.

Jahre vergingen, und Leon wurde älter. Er erlebte, wie seine Kinder heranwuchsen, ihre eigenen Familien gründeten und schließlich selbst alt wurden. Die Zeit ließ ihn langsam verfallen. Eines Tages, als die Jahre Spuren auf seinem Körper hinterlassen hatten, schloss Leon die Augen zum letzten Mal. Während die Welt, in der er lebte, unaufhörlich weiter tickte, trauerten die Menschen, die ihn liebten, um ihn.

Doch auch sie, die trauernden Verwandten, würden nicht für immer bleiben. Mit der Zeit gingen auch sie, und die Welt, wie Leon sie gekannt hatte, verwandelte sich. Die Menschheit verschwand, die Städte verwitterten und wurden von der unaufhaltsamen Kraft der Natur zurückerobert. Die Menschen waren fort, doch die Erde existierte weiter. Die Natur blühte erneut auf, und die Tiere kehrten zurück, um die verlassenen Städte zu durchstreifen.

Diese Tiere lebten ein freies, unbeschwertes Leben, doch auch ihre Zeit war begrenzt. Die Äonen vergingen, und nach und nach erlosch das Leben auf der Erde, das einst so vielfältig und lebendig gewesen war. Die Tiere verschwanden, und nur die Pflanzen blieben zurück, die sich über die sterbende Erde ausbreiteten. Auch sie wurden von der Zeit verschlungen, bis nur noch eine leere, tote Welt übrig war.

Die Erde begann zu verfallen. Ohne Leben und Bewegung verwandelte sich der Planet in einen leblosen Haufen aus Gestein und Staub. Der einst blaue Planet, der voller Leben gewesen war, wurde zu einer kalten, toten Welt. Viele sahen dies als das Ende – das Ende von allem, was jemals gewesen war. Die Stille der Leere schien das endgültige Urteil zu sein, das die ganze Geschichte des Lebens auf der Erde besiegelte.

Doch im unendlichen Kosmos gibt es immer Hoffnung. Weit entfernt, in einem jungen Sternensystem, begann auf einem anderen Planeten neues Leben zu erwachen. Der Planet, umgeben von leuchtenden Sternen, begann zu blühen. Die Bedingungen waren günstig, und innerhalb von Millionen Jahren entwickelte sich auf diesem neuen Planeten eine neue Form von Leben. Das Universum, so riesig und geheimnisvoll, drehte sich weiter, und mit ihm entstand eine neue Zukunft.

Die Geschichte des Lebens auf der Erde, so einzigartig sie auch war, war nur ein Kapitel im großen Buch des Universums. Die endlosen Weiten zeigten, dass Zeit relativ ist und dass jede Endlichkeit nur der Anfang von etwas Neuem ist. Inmitten der Leere und des Nichts, in der Stille des Vergessens, begann irgendwo anders neues Leben, das seine eigene Geschichte schreiben würde. Der Zyklus von Leben, Tod und Wiedergeburt setzte sich fort – unaufhörlich und unermüdlich. Das Streben nach Zukunft hielt an, ganz gleich, wie oft die Schleifen des Schicksals neu geschrieben wurden.

So endete die Geschichte der Erde, aber nicht die des Universums. Die Zukunft bleibt, unermüdlich und stets bereit, sich wieder zu entfalten, und die Zeit selbst, so relativ sie auch sein mag, wird niemals aufhören, neue Möglichkeiten zu bieten.


KONTAKT info.literatur@ortweinschule.at

KONTAKT
info.literatur@
ortweinschule.at

Sponsoren