In einer weit entfernten Welt, wo die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen, lag ein Königreich, welches aus der Zeit selbst entsprungen war. Dieses Königreich trug den Namen Andoria und ihre Bewohner lebten in Harmonie mit der Vergangenheit, Gegenwart und der Zukunft. Hoch im Norden des Landes thronte der mächtige Baum der Ewigkeit, dessen Blätter die Farben des Regenbogens in einem nie endenden Tanz widerspiegelten.
Eines Tages erhielt das Königreich Besuch von einem Fremden namens Arinn. Arinn war ein großer, stattliche Tiger, mit goldenem Fell, auf dem die schwarzen Streifen schillerten. Er sprach zu den wunderlichen Bewohnern. Er war gekommen, um die Einwohner von Andoria zu warnen. „Die Zukunft, wie ihr sie kennt, ist in Gefahr,“ verkündete er mit besorgter Miene. „Eine große Dunkelheit hat sich um die Zeit gelegt. Wenn sie nicht aufgehalten wird, wird die Zukunft selbst verschwinden.“ Ein Junge trat aus der Menge. Er war in einen grünen Umhang gehüllt und seine langen dunklen Haare glänzten im Licht. „Mein Name ist Ephir. Ich melde mich freiwillig, um unsere Zukunft zu retten.“ Die Bewohner hatten Hoffnung, also gaben sie Ephir einen Dolch, geschmiedet aus Tempus. Dann schickten sie Arinn und den Jungen los, hoch hinauf in den Norden, zum Baum der Ewigkeit. Der Baum war das Herz und die Seele ihres Reiches, eine Quelle unendlicher Weisheit und Macht. Es war eine weite und sehr anstrengende Reise. Arinn ließ Ephir auf seinem Rücken reiten. Elegant und schnell trug er ihn über Berge, durch Sümpfe und Wüsten. Bis am elften Tag der Baum der Ewigkeit vor ihnen auftauchte. Nicht strahlend und majestätisch, wie er einst war, sondern grau. An seinem Fuße lag ein riesiger Komodowaran. Er war so groß wie sieben Kühe und aus seinem Maul glitt schwarzer Dunst. Ephir näherte sich ihm und sprach mit fester Stimme :“Du magst mächtig sein, aber mir machst du keine Angst.“ Das Tier erhob sich und säuselte:“ Ich bin Nihil, Herrscher des Nichts. Du, wirst nichts gegen mich ausrichten können.“ Er holte tief Luft und blies Ephir den schwarzen Dunst entgegen.
„Wach auf Ephir.“
Eine tiefe, mächtige Stimme. Als er sich umsah, war da niemand. Dort war überhaupt nichts. Die Stimme schien von überall und nirgendwo zu kommen.
„Wo bin ich? Wie bin ich hierhergekommen?“
„Du bist vergangen, Ephir.“
„Ephir, bin das ich? Und wer bist du?“
„Ich bin Animae, Beschützer verlorener Seelen.“
„Bin ich verloren?“
„Noch nicht, aber du musst dich beeilen. Erinnere dich. Das ist der einzige Weg zurück.“
„Erinnern woran?“
„Die Zukunft bleibt.“
„Was soll das heißen?“
Doch die Stimme antwortete nicht mehr. Verunsichert stand Ephir auf. Seine Hand glitt an seinen Gürtel und traf den Dolch. Da erinnerte er sich. Andoria, Arinn, Nihil, die Zukunft. Wie in einem Wasserstrudel wurden seine Erinnerungen plötzlich sichtbar, bis er wieder vor dem Baum der Ewigkeit stand. Nihil gab einen Laut von sich, welcher wohl ein Lachen sein sollte. „Da hat sich Animae wohl wieder eingemischt. Aber keine Sorge, ein zweites Mal erinnert sich niemand.“ Er holte Luft, doch bevor Ephir wieder ins Nichts fallen konnte, wurde er weggerissen. Arinn hatte ihn auf die Seite gezogen. „Los, steig auf meinen Rücken. Ich bin schneller als Nihil.“ Ephir tat wie ihm befohlen und hielt sich im dicken Fell des Tigers fest. Arinn stürzte los und sprang mit einem Satz auf Nihils Rücken. „Da, in seinem Genick ist eine Wunde, dort ist er verwundbar. Ich lenke ihn ab.“ Arinn sprang wieder hinunter, während Ephir den Dolch in die Hand nahm. „Ihr lästigen Biester. Euch krieg ich noch!“, zischte Nihil, während er mit seinem Schwanz nach Arinn schlug. Ephir hatte die Wunde erreicht und hob seinen Dolch. Mit einem lauten Schrei stach er zu. Nihil erstarrte und sackte langsam in sich zusammen. Es blieb nichts von ihm übrig. Arinn und Ephir setzten sich und sahen zum Baum.
Die Zukunft war gerettet, und der Baum der Ewigkeit war heller als je zuvor, seine Blätter flüsterten von einer Zukunft, die immer bleiben würde.