Ich hasse es hier. Denn ganzen Tag regnet es nur. Es ist kalt und überall sind nur diese grauen Hochhäuser. Ich schaute in den Himmel und ein Regentropfen viel mir ins Gesicht und ron meine Wange hinunter. Warum tue ich mir das eigentlich an. Sobald ich 15 bin geh ich von hier weg. So weit weg wie es nur geht. Bis ich 18 bin kann ich eh nicht mehr warten. Daheim halte ich es eh nicht mehr aus und ich habe das Gefühl es wäre besser wenn ich nicht hier wäre. Wenn ich einfach fort wäre, wäre es bestimmt das Beste für alle. Als ich von der Schule nach Hause kam schaute ich nur sprachlos auf den heutigen Zeitungsbericht. Eine ältere Dame wurde auf ihrem Heimweg überfallen. Warum tuen Menschen so etwas. Was geht diesen Menschen durch den Kopf wenn sie so etwas tuen? Wie die Zukunft wohl aussieht? Vielleicht noch mehr hässliche Hochhäuser. Ich schaute auf die Uhr, es war schon Mitternacht. Warum vergeht die Zeit so schnell? Meine Mama macht anscheinend wieder eine Spätschicht im Krankenhaus und Papa besäuft sich vermutlich wieder irgendwo. Ich bin ganz allein daheim und irgendwie fühlt sich alles Surreal an. Was würde passieren wenn ich jetzt wegrenne, wenn ich einfach aus der Türe rausgehe und nie wieder komme? Würde es ihnen überhaupt etwas ausmachen? Die meisten würden sich so etwas wahrscheinlich nie trauen, weil sie Angst haben was in der Zukunft passiert. Ich habe keine angst vor der Zukunft sagte ich mir als ich ein letztes mal die Wohnung betrachtete in der ich aufwuchs. Aber der Abschied viel mir irgendwie nicht schwer. Es fühlte sich eh nie wie ein richtiges zu Hause an. Es fühlte sich mehr befreiend an, die Türe zu zumachen, alles hinter mir zu lassen und in den nächsten Zug einzusteigen und so weit wie möglich irgendwo hinzufahren. Ich hatte kein Ziel ich wollte einfach nur weg. Im Zug sah ich ein Mädchen in meinem alter. Sie sah sehr erschöpft aus und hatte einen Rucksack voll gepackt. Ich fragte mich ob sie auch wegrennte, weil wer würde um diese Uhrzeit denn noch normal irgendwo hinfahren … Sie fuhr wie ich zur Endstation steigte aus und wollte grade in den nächsten Zug einsteigen, als ich mich zusammerieß und ihr hinterher rief. Sie stockte kurz, drehte sich dann um und schaute mir in die Augen. Sie waren wunderschön und Nena, dass war ihr Name, war genau wie ich. Wir hatten so viele Gemeinsamkeiten und redeten die ganze Nacht. Ich hält es nicht für möglich eine Person zu treffen die genau so ist wie ich, mit der ich mich von Anfang an verstand. Sie wollte auch weg und nicht in dieser Zeitschleife sein, wo jeder in die Schule geht und danach einen normalen Bürojob macht. Sie wollte etwas von der Welt sehen. Also gingen wir zusammen weg. Wir hatten beide kein besonderes Ziel also fuhren wir einfach dort hin, wo wir es wollten. 5 Wochen vergingen und es war mittlerweile schon sehr kalt geworden, deswegen suchten wir einfach irgendeinen Zug, der noch fuhr, stiegen ein und schlaften bald darauf auch ein. Wir schliefen so lange, dass wir nicht ahnten wo wir hinfahren würden und als wir irgendwann aufwachten waren wir am Meer !? Es war wunderschön. Das Wasser funkelte und als wir ausstiegen hüpften wir sofort rein. Es fühlte sich an als ob uns eine große lasst abgenommen wurde. Die Wochen gemeinsam mit ihr fühlten sich einfach Zeitlos an. Wir hatten so viel Spaß. Kein Schulstress, keine Menschen die einem etwas vorschreiben. Nur wir zwei ganz allein und zwar für immer. Ich weiß es jetzt, meine Zukunft will ich mit ihr verbringen. Es fühlte sich noch nie etwas wie ein zu Hause an, weil ich Nena noch nicht kannte. Auf den Weg eine Unterkunft zu suchen lernten wir einen Fischer kennen. Sein Name war Maxime und weil seine Frau gerade Schwanger war, brauchte er Hilfe bei der Arbeit. Wir bekamen eine Unterkunft und auch Essen. Dafür halfen wir ihnen. Es war ein schönes Gefühl wieder mal etwas warmes im Bauch zu haben. Sie fragten uns von wo wir kommen und ich versuchte es mit meinem Englisch so gut wie wies geht zu erklären. Die Nacht war irgendwie aufregend. Ich schaute aus dem Fenster und sah das weite Meer. Wir wollten für immer dort bleiben. Es war ein kleines Dorf jedoch mit dem schönsten Sandstrand den ich kenne. Und so verging unsere kleine Reise und damit auch 20 Jahre. Die Kinder von Maxime waren selber grade Eltern und weil sie ein Restaurant gegründet haben übernahm ich das Fischen. Wir hatten mittlerweile schon geheiratet und Nena erwartete unser zweites Kind. Das unauffällige Haus neben dem Meer war jetzt ein bewohntes fröhliches Großfamilien Haus mit Restaurant. Wir waren wie eine Familie auch wenn Maxime eigentlich ein völlig fremder gewesen ist, war er jetzt wie ein Bruder für mich. Das hellbraune Haar von Nena, meiner Frau, wehte im Wind und es schimmerte wie das glitzern im Meer. Ihre Augen waren genauso Türkis- Blau wie das Meer auf das wir vor 20 Jahren blickten. Es hatte sich nichts verändert. Wir saßen gemeinsam am Strand und ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn als wir gemeinsam den Sonnenuntergang anschauten und uns schon auf die restliche Zukunft gemeinsam freuten.