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Eine gute Tat kommt immer zurück

Caleb Rohde

Der Wind pfeift durch die Bretter der alten Hütte am Waldrand. In der Dunkelheit der Winterlandschaft sieht sie so aus, als könnte sie jeder Zeit in sich zusammenfallen.

Im Inneren sitzt, um einen Tisch gedrängt, eine Familie. Zwei kleine Kinder sehen besorgt zu den Eltern auf, doch die rühren sich nicht. Auf dem Tisch steht eine Laterne die den Raum in fahles Licht taucht. Zu essen gibt es nichts. Alle starren gebannt auf den Docht, der immer kleiner wird. In der Nähe heult ein Wolf. Sonst ist nichts zu hören. Doch Halt! In einiger Entfernung wankt eine gebückte Gestalt auf die kleine Hütte zu. Schweren Schrittes schleppt sie sich langsam vorwärts. Über die Schulter trägt sie einen Stock an dem ein Bündel alter Lumpen hängt. Beim genaueren Hinsehen kann man einen Mann erkennen. Er hat einen verfilzten, langen Bart und seine einzige Bekleidung sind ein paar verbleichte, dreckige Fetzen, die nur das Nötigste bedecken. Quer über sein Gesicht verläuft eine rote Schramme und einige vertrocknete Krusten bedecken seinen kahl geschorenen Kopf. Dass er die letzten Tage in dieser Kälte überlebt hat, ist ein schon ein Wunder, doch jetzt verlassen ihn alle Kräfte. Noch bevor er die Tür der Hütte erreichen kann, bricht er mitten auf der Veranda zusammen.

Im Inneren zuckt die Familie zusammen. Das laute Poltern schießt ihnen bis in die Knochen. Erst nach etlichen Minuten steht der Vater auf, nimmt die Laterne und öffnet die Tür einen Spalt breit. Doch schnell erfasst er die Situation und stürzt auf den am Boden liegenden zu. Er packt den Alten und zieht ihn samt Bündel in die Stube. Seine Frau sammelt eilig die letzten Reste Feuerholz auf und entzündet damit ein kleines Feuer im Ofen. Zusammen hieven sie den ohnmächtigen, abgemagerten Körper auf die Ofenbank und legen eine Decke über ihn. Nach einiger Zeit öffnet der Mann die Augen und blickt in die Runde, die ihn erwartungsvoll anschaut. Doch er ist zu müde um sich weitere Gedanken über das Geschehen zu machen und versinkt in einen tiefen Schlaf. Früh am nächsten Morgen herrscht große Aufregung. Der alte Landstreicher ist spurlos verschwunden. Lediglich ein paar Fußabdrücke im Schnee sind noch Zeugen seines Besuchs.

Als die Mutter die zerknitterte Decke der Ofenbank zusammenlegt, fällt ihr plötzlich etwas vor die Füße. Beim genaueren betrachten jauchzt sie auf einmal laut und hält wedelnd ein Bündel Geldscheine in die Luft. Dankbar und mit Tränen in den Augen umarmt sich die Familie da sie jetzt wieder voller Freude in die Zukunft blicken können.


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